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Donnerstag, 26. Oktober 2017

Weil mir mal eine "Besucherin" geschrieben hat, dass sie die RUMS-Beiträge meistens von hinten nach vorne anschaut und ich aufgrund von Kindergeburtstag (Mann, bin ich fertig) heute sowieso keine Zeit für einen ausführlichen Post hatte, schaue ich nun mal, wie weit am "hintesten" ich lande. 😉

Passenderweise hatte die neue Casual Bag von Kind vom Deich heute direkt ihren ersten Einsatz - beim Einkaufen, da ich ja eigentlich nur ein paar Teile brauchte - es passen 16 Brezeln, 24 Wienerle, und 1 kg Brot hinein ...


... oder wahlweise 3 Packungen Muffins-Backmischung, 10 Eier (im Karton), Frischkäse, 15 Rollen Smarties, Kaugummis, Ahoi-Brause und 16 Lollis ...

 
... oder 15 Megaluftballons (nicht aufgeblasen natürlich), 12 Leuchtdinoskelette, drei Lillifee-Ringe, 5 Artist PITT Brushes ... achja, und Portemonnaie und Handy natürlich auch noch.


Nachmittags dann wieder neben den essentiellen Teilen auch noch Ersatzwäsche für Toiletten-Notfälle bei den Kindern und Häkelzeug, damit mir auf der Feier nicht langweilig wird. 😂


Das Tolle an dieser Version der Casual Bag ist - neben der Geräumigkeit an sich -, dass die Verwendung dieser abgefratzten alten Jeans dafür sorgt, dass ich die Tasche hemmungslos überall auf den Boden stellen kann, ohne mir Gedanken um Flecken machen zu müssen.
Und wenn die Kinder mit Schokomuffin-verschmierten Händen darin nach einem Taschentuch suchen, ist mir das auch egal. Gehört alles zum Design.


Im Gegensatz zu sonst habe ich bei dieser Jeans alle Flecken, Risse und Löcher belassen und absichtlich integriert, anstatt sie zu entfernen. So hat die Tasche nicht nur ihren besonderen Charakter, sie wird mich auch ständig an liebe Freunde erinnern, die im mir Rahmen ihres Wegzugs (sniff) diese Hose (und noch ein paar andere) überließen, um "was draus zu machen".

"In der nächsten Folge seht ihr dann eine Tasche, die toll aussieht, so aber nicht funktioniert." 😉

Bis dahin eine gute Zeit,
Kathy

Verlinkt mit RUMS

Donnerstag, 19. Oktober 2017

Tut mir leid, aber NOCH größer haben wir wirklich nicht, da müssen Sie in die Übergrößenabeilung gehen

Das sind so Sätze, die auf der Liste der Dinge, die ich in meinem Leben gerne höre, nicht auftauchen.
Ich habe keine Modelmaße, aber ich denke, dass bei meiner Körpergröße (1,85 m) Kleidergröße 44 vertretbar ist. (Ich hatte auch schon 40, gefiel mir besser, aber "so what".)


Da wären wir aber schon beim nächsten Punkt: Was ist denn die Kleidergröße? Die Einheit, mit der Modelabel ihre Selbstverliebtheit messen? Je nach Marke habe ich bei den mir passenden Teilen zwei bis drei Größen Unterschied auf dem Etikett. Aber letztlich ist das ja auch einer der Gründe, warum ich mit dem Nähen begonnen habe: um der Standardisierung durch die Modeindustrie zu entkommen und nicht immer das Gefühl vermittelt zu bekommen, ich bewege mich komplett außerhalb der Norm. Und: wer will schon Norm sein? 😉


Meine Problemzonen? Neben dem ständigen Gefühl, ein paar Kilo weniger haben zu sollen sind das bei Klamotten mein langer Hals (bei den meisten gekauften Hoodies und Jacken spannt die Kapuze), meine langen Arme (Bündchen endet am Handgelenk), meine hohe Taille bzw. große Schritttiefe, Reiterhosen und lange Beine. Hosen kaufen ist ein Alptraum. Wenn ich sie über die Oberschenkel bekomme, sind sie unten zu weit. Die Low-Waist-Mode sorgt dafür, dass die Hose rutscht und die Love Handles über den Rand quillen. Und zu kurz sind sie sowieso alle.


Jetzt habe ich mich getraut. Ich habe mir meine eigene Jeans genäht. Nach dem Ebook "Merle" von Mamili1910. Die erste Hose hat mich extrem viel Zeit gekostet. Das lag aber unter anderem daran, das ich als passionierte Jerseynäherin etwas zu faul zum Heften und Anprobieren war und dann zwei Meter Dreifach-Gradstich wieder auftrennen durfte.


Aber was soll ich sagen. Das Ebook ist der Hammer. Vor allem mein Angstgegner "Reißverschluss mit Untertritt" war im Nullkommanix gemeistert.
An Anfang muss man etwas Zeit investieren, um den Schnitt an seine Maße anzupassen, aber wie man das macht, ist bestens erklärt. Da hat sich dann auch gezeigt, dass so gut wie keine der Frauen aus dem Probenähen "Norm" ist. Die Größenvarianz zwischen Hüfte, Oberschenkel und Wade betrug teilweise drei Größen. Woran man auch sieht, warum bei vielen die Kaufhosen nicht gut sitzen.


Damit ist jetzt Schluss. Traut euch. Die Zeit lohnt sich. Das Geld sowieso. Und dann können die ganzen alten "nur so halb" sitzenden Jeans aus dem Schrank für neue Upcycling-Projekte verwendet werden. Mit den Varianten Skinny und Bootcut in Low- und High-Waist mit schmalem oder breitem Bund sind die meisten Geschmäcker und Bedürfnisse abgedeckt.


Zusätzlich gibt es noch eine Hilfegruppe bei Facebook, wo man sich bei Fragen oder Unsicherheiten helfen lassen kann und wo Conny einige Liveschaltungen zu Anpassungen am Schnitt demonstrieren wird.



Die Schnitte gibt es einzeln oder als Kombi-Ebook bei Makerist:
Skinny Jeans Merle
Boot Cut Jeans Merle
Kombi Bootcut und Skinny

Und auch bei Dawanda:
Skinny Jeans Merle
Boot Cut Jeans Merle
Kombi Bootcut Skinny

Bis zum 26.10. noch zum Einführungspreis mit 30% Rabatt.

Um das ganze noch zu komplettieren: Verlinkt mit RUMS.

Ich wünsche euch eine schöne Restwoche und viel Spaß beim Hosennähen. 😎
Kathy

Dienstag, 10. Oktober 2017

Produkttest
Juki TL-2200QVP mini
Abschlussbericht

Kathy Henkel – www.gute-naht.de
 
Schneller als gedacht sind die drei Monate rum, in denen ich die Juki TL-2200QVP mini im Rahmen einer Aktion von nähPark Diermeier bei mir Zuhause haben und auf Herz und Nieren testen durfte.
Nach den ersten Gehversuchen (z.B. Einfädeln und Highspeed-Nähen) hatte mich vor allem interessiert, wie die Juki mit verschiedenen Materialien und Stofflagen - und hier besonders mit den dicken - klarkommt. 

Noch einmal mit Kraft
Diesbezüglich konnte sie mich auf ganzer Linie überzeugen und im letzten Teil sollte sie mir noch ihre Quilting-Eigenschaften offenbaren.


Bevor ich mich jedoch wie geplant an ein Quiltprojekt begeben konnte, musste die Juki sich noch einmal mit schwierigem Material auseinandersetzen. Im Rahmen eines Probenähens habe ich an ihr ein Herrenportmonnaie aus Tafelstoff genäht.


Transport von oben
Ich habe für dieses Projekt den Obertransportfuß eingebaut. Etwas irritierend war für mich, dass man hier für den Fußwechsel die entsprechende Schraube komplett entfernen muss. Die anderen Füße haben eine nach oben offene Schiene, so dass man nach Lösen der Schraube den Fuß nach/von unten entfernen bzw. einschieben kann. Der OTF hat nur ein Loch.


Bei genauerer Überlegung erscheint diese Lösung aber als sehr durchdacht, da im Regelfall bei Nähprojekten, wo der OTF zum Einsatz kommt, auch eine größere Stabilität erforderlich ist.
Der Obertransportfuß ist  wie auch der „normale“ Nähfuß relativ schmal, was eine gute Sicht auf das Nähgut ermöglicht und knappkantiges Nähen erleichtert. Das Nähen ist in beide Richtungen problemlos möglich. (Zum Vergleich: beim OTF meiner Nähmaschine sind die beweglichen Transportfüßchen hinten offen. Bei z.B. Kunstfell verhaken sich diese beim Rückwärstsnähen in den langen Fransen.)

Locker flockig die Dritte (oder 4. oder ...)
Am Ende war ich einmal mehr begeistert von der problemlosen Bewältigung dickerer Stofflagen und dem gleichmäßigen Transport des Nähguts. Das Nahtbild ist einfach fantastisch und das sogar von beiden Seiten. (Das Portemonnaie wird komplett von rechts genäht, es sind also beide Nahtseiten sichtbar. Mit der Juki gar kein Problem.)

Kleiner Wermutstropfen
(Was bei diesem Projekt hilfreich gewesen wäre: eine Punktvernähfunktion. Eine Verriegelung mit Vor- und Rückstichen kam hier wegen der vorgesehen Nähweise von rechts nicht infrage. Daher musste ich bei jeder Naht die Enden per Hand verknoten, was den veranschlagten Zeitrahmen etwas sprengte.)

Optimale Ausstattung für Quilter
Aus zeitlichen Gründen und auch, weil Quilten für mich Neuland ist, entschied ich mich für einen Miniquilt aus rechteckigen Blöcken. Um den Test komplett zu machen, montierte ich trotz der überschaubaren Größe des Projektes den Anschiebetisch.


Dieser wird einfach über den Freiarm nach unten gedrückt, kleine Gumminoppen an der Innenseite sorgen für guten Halt, die ausklappbaren Füße sind höhenverstellbar, was mir sehr entgegenkam, da der Tisch bei mir zur Hälfte auf einer Schneidematte steht.


Durchdachte Lösung
Und hier hat Juki noch weiter mitgedacht: Im Anschiebetisch befindet sich eine Klappe, durch die man die Unterfadenspule erreicht, der Tisch muss also zum Fadenwechsel nicht extra abgenommen werden. Und der Tisch besitzt eine Haltevorrichtung für den Kniehebel. Dieser kann also bei Nichtgebrauch unter den Tisch geclipst werden und ist aus dem Weg.


Keine Erwartung zu hoch
Die Tellzwozwo bestätigte, was ich eigentlich erwartet hatte. Die dünne Baumwolle lief wieder problemlos und der Stoff hat sich auch beim Nähen nicht verzogen. Das Nähen im Nahtschatten war ebenfalls kein Problem.


Nachdem der Patchworkteil fertig war, wollte ich das Top noch mit einem Quiltmuster versehen. Die Füßchen sind schnell getauscht, der offene Quiltfuß (für Freihandquilten) war das Werkzeug meiner Wahl. Der Untertransport kann zu diesem Zweck mit einem Hebel versenkt werden.
Im Handbuch wird darauf hingewiesen, dass der Fußdruck auf Minimum gestellt werden soll. (Einer der wenigen Fehler im Handbuch: der erwähnte grüne Balken ist bei der Tellzwozwo blau). Anfangs zeichnete ich ein paar Ranken vor, nachdem ich diese „aufgemalt hatte“, entschied ich mich dann aber doch für ein Freihandschnörkelmuster.

Freihandquilten besser mit Handschuhen
Zu diesem Zeitpunkt wurde mir dann klar, warum Quilter oftmals Handschuhe tragen. Trotz des runtergeregelten Fußdrucks fiel es mir teilweise recht schwer, den Stoff in die gewünschte Richtung zu bewegen.
Bei meiner Nähmaschine, die ebenfalls Quilter als Zielgruppe hat, bietet der Quiltfuß fast gar keinen Halt für den Stoff. Teilweise folgen die Stofflagen dem Fuß/der Nadel etwas nach oben und man bekommt unfreiwillig „Sprünge“ im Nahtbild.


Das kann bei der Juki nicht passieren. Hier war mir der Fuß fast schon etwas zu fest. Ich denke aber, dass das die „richtigere“ Art ist, denn mit Handschuhen, die auf dem Stoff besser haften, hätte ich die drei Quiltlagen sicher leichter führen können und damit eine sicherer Stoffgestaltung gehabt als wenn der Fuß zu locker ist.
Im Gegenzug verlaufen die Linien hier viel gleichmäßiger, als sie das bei meinen ersten Versuchen auf meiner eigenen Maschine tun. Und auch hier hatte ich wieder den Eindruck, dass die Juki sich wohler fühlt, wenn sie schneller darf.


Fazit:

Die Juki TL-2200QVP mini überzeugt auf ganzer Linie durch hochwertige, robuste Verarbeitung, sauberen Stofftransport, schönes Nahtbild, Vibrationsarmut, leise Laufleistung bei gleichzeitig hoher Stichgeschwindigkeit und umfangreiches Zubehör.
Allerdings ist diese Maschine hoch spezialisiert und hier komme ich auf meinen Anfangsvergleich mit Autos zurück: Wer sehr oft lange Autostrecken fahren muss und neben seinem alltagstauglichen Stadtauto mit großem Kofferraum und viel Platz für Getränkekisten und Urlaubsgepäck noch Geld und Stellplatz für einen PS-starken Wagen hat, in dem man zwar die Familie nicht mitnehmen kann, dafür aber in der Hälfte der Zeit am Ziel ist, der ist mit der Juki gut beraten.
Für Quilter bringt sie alles mit, was diese benötigen und auch wer ansonsten nur den Geradstich benötigt, kann mit dieser Maschine nichts falsch machen.
Für Hobbynäher wie mich, die Kleidung, Taschen, Deko und sonstigen Firlefanz nähen, die Zierstiche und Zickzack-Versäuberung benötigen und auch mal Knopflöcher machen müssen, wäre die Tellzwozwo allenfalls eine - wenn auch sehr hochwertige - Ergänzung zum bestehenden Nähmaschinenpark.
Am Ende geht natürlich auch der Preis mit in die Waagschale. Für die Qualität, die man bekommt, ist die Juki sicher nicht teuer, hier stimmt meines Erachtens das Preis-Leistungsverhältnis. Dennoch muss man schon recht viel Geld in die Hand nehmen. Nicht umsonst ist die Maschine ausgeschrieben als Profischnellnäher für Quilter und Vielnäher. Mal eben so wird man sich diese Nähmaschine nicht kaufen können.