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Montag, 3. April 2017

Wie ich zum Nähen kam

Meine erste Begegnung mit einer Nähmaschine verlief unerfreulich für beide Seiten.
Ich war bei meinen Eltern ausgezogen, mangels eigener Waschmaschine brachte ich jedoch meine getragene Wäsche bei jedem Elternbesuch mit. 


Um den Transport zu vereinfachen, wollte ich seinerzeit einen Wäschesack nähen. Das konnte ja so schwer nicht sein, dachte ich. Ich kaufte beim schwedischen Möbelhaus eine Bahn Nesselstoff und wollte diese - einmal gefaltet - auf beiden Seiten zusammennähen. Meine Mutter bereitete mir die Nähmaschine vor und verließ daraufhin das Haus, um ihre Erledigungen zu machen.

Mein Nähprojekt scheiterte bereits nach wenigen Zentimetern. Der Unterfaden riss und gemeinsam mit meinem Vater studierte ich das fädige Ungebilde, dass um die Unterspule gewuchert war.
Wir waren nicht in der Lage, die Dinge wieder an den rechten Platz zu bringen und mussten warten, bis meine Mutter aus der Stadt zurück kam.
Sie sorgte für Ordnung im Garn und in der Folge produzierte ich einen Wäschesack mit Gradstichen, die diesen Namen nicht wirklich verdienten, ähnelten sie doch eher klingonischen Schriftzeichen in Fadenform.


Nach dieser Erfahrung war mein Interesse am Nähen erloschen, bevor es richtig Blüte treiben konnte und als ich viele Jahre später von meiner Schwiegermutter deren alte Nähmaschine geschenkt bekam, quittierte ich das nur mit einem müden Lächeln.


Es sollte einige Zeit ins Land ziehen, bis ich eines Tages einer Kollegin auf dem Firmenparkplatz ein Kompliment zu ihrem individuellen Kleidungsstil machte. Schon oft waren mir ihre schönen und besonderen Kleider aufgefallen. Ich konnte ja nicht ahnen, wohin dieses Gespräch führen sollte …


Heute, keine zwei Jahre später, bin ich im Besitz von drei Nähmaschinen, 2,80 m Arbeitstisch, drei Kisten voll Einlagen, Seidenpapier und Füllwatte, diversen Knöpfen, Reißverschlüssen, Aufnähern, Schließen, Schnallen, … von den Unmengen an Stoff ganz zu schweigen, die mittlerweile in jedem freien Fach irgendeines Regals einen Platz finden.


Am liebsten nähe ich - ganz in Anlehnung an den Ausgangspunkt der Entdeckung dieses Hobbys - Kleidung für mich selbst. Da ich mit meinen 1,85 m als Frau oftmals nicht ohne Kompromisse in die genormte industrielle Kleidung passe, habe ich nun endlich die Möglichkeit, mir meine Wunschteile selbst zu fertigen. Und endlich mal sind die Ärmel lang genug (sofern vorhanden 😉) und reicht das Maxikleid bis zum Boden.




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